Der Spastikerverein feiert dieses Jahr sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass führte Leben und Wohnen (= LeWo) ein Interview sowohl mit Heika Dörflinger, der jetzigen Vorsitzenden, als auch mit den beiden ehemaligen Vorsitzenden, Irmgard Sutter und Lydia Schröder.
Gegründet wurde der Verein von Hilde Wenz. Sie hatte Kontakt zu einer Mutter mit einem behinderten Kind. Es litt unter einer Spastik. Damals galt: Das Kind kann nicht zur Schule gehen, weil es behindert ist. Frau Wenz, die Lehrerin war, wollte helfen. So sammelte sie die Adressen von ungefähr 70 Familien. Sie sorgte dafür, dass die Kinder unterrichtet werden konnten. So begann der Verein vor 50 Jahren. Dafür bekam Hilde Wenz später das Bundesverdienstkreuz. Im Laufe der Zeit gab es mehrere Institutionen, die für diese Kinder aufgebaut wurden.
Es blieb aber die Frage: Was wird aus unseren Kindern, wenn sie aus der Schule kommen? Damals gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder die Kinder kommen zurück ins Elternhaus oder in das Josefshaus, wie Irmgard Sutter erzählt. So entstand die Idee von selbstständigen Gruppen, die Idee für LeWo. Die AWO Baden machte hier mit. Mindestens 18 Plätze sollten es werden. Die Eigenständigkeit sollte gefördert werden. Und mit der besonderen Wohnform, Förderstätte, der individuellen Betreuung von Schwerstbehinderten, Fahrdienst und offenen Hilfen gelang dies auch. „Ohne die AWO wäre es nicht gegangen“ betont Lydia Schröder. Dafür ist der Spastikerverein dankbar.
Viel ist in den 50 Jahren bewirkt worden. Doch noch immer sind die Probleme ähnlich wie damals. Wurden früher die Kinder versteckt, wird heute nach Therapieplätzen gesucht. Das bedeutet aber, dass die Menschen mit Einschränkungen wieder kein selbstständiges Leben führen können. Daher ist politische Lobbyarbeit wichtig. Heika Dörflinger erzählt, dass sie mit dem Kreis- und Bundesverband Gespräche führt, sich mit dem Schulministerium auseinandersetzt und auch mit dem Sozialministerium, zum Beispiel, wenn es um Rollstühle geht.
Ein Zukunftsprojekt steht schon an, nämlich ein inklusives Wohnprojekt. Die Idee ist, dass man zum Beispiel mit Studierenden, Handwerkern und anderen Menschen zusammenlebt. Einzelwohnungen sind dabei auch geplant, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Pünktlich zum Jubiläum hat der Verein eine neue Website. Es lohnt sich einen Blick darauf zu werfen: https://www.vmk-loerrach.de/.